Lesungen

Ob in Kindergärten, Büchereien, Buchhandlungen etc. – ich gebe sehr gerne Lesungen. Davor schwirren mir immer tausend Fragen im Kopf herum.

Wie kann ich meine Geschichten noch spannender vorlesen? Wie beziehe ich die Kinder mit ein? Soll ich das Ganze interaktiv gestalten? Vielleicht danach kreativ werden? Und so weiter.

Keine Angst vor Gewimmel und Gewusel

Die Frage hingegen, was ich mache, wenn meine Lesung mit einer Bande von Kindern zu einem heillosen Gewimmel und Gewusel wird, stellt sich mir nicht. Zumindest nicht mehr. Und zwar genau seit dem Zeitpunkt, als ich zum ersten Mal selbst nur Zuhörerin war. Meine Tochter war damals 2 Jahre alt und ich selbst steckte als Nachwuchsvorleserin noch in den Anfängen. Wir waren im Kindergarten zur Eingewöhnung. Dort wird selbst den Kleinsten schon vorgelesen – was bei der Anzahl an Kindern allerdings eine echte Herausforderung ist. Doch die vorlesende Erzieherin ließ sich von nichts ablenken. Weder von umherfliegenden Socken noch von umhertanzenden Kindern. Selbst dann nicht, als sich ein Kind – ich glaube, es war meins – direkt aufs Buch setzte. Die Erzieherin hob sie auf ihren Schoß und las einfach weiter vor: Fesselnd, gestikulierend und mit einer ausdrucksstarken Mimik. Sie hatte eines verstanden: Selbst wenn Kinder in Bewegung sind, können sie dennoch zuhören. Und das taten sie auch. Und zwar mit Begeisterung!

Wie wäre es, das Ganze interaktiv zu gestalten?

Kinder, gerade kleine, brauchen Bewegung. Niemand kann erwarten, dass sie während des Vorlesens die ganze Zeit regungslos und mucksmäuschenstill dasitzen. Deshalb dachte ich mir, Jahre später bei einer meiner eigenen Lesungen: Wieso das Ganze nicht interaktiv gestalten? Ich brachte also einige Utensilien mit – Schellen, Kochlöffel und einen Topf – und verteilte sie unter den Kindern. Bei bestimmten Schlüsselwörtern wie „scheppernd“ oder „knarrte“ ertönte dann das entsprechende Geräusch. So konnte ich die Kinder spielend miteinbeziehen und sie waren mit viel Eifer dabei. Außerdem wurde das Vorgelesene noch lebendiger und in diesem Falle auch gruseliger. Ein kleines Mädchen – diesmal nicht meins – war so euphorisch, dass es sich einen neuen Gegenstand aus der Spielecke stibitzte und noch zusätzliche Geräusche produzierte. Nicht immer passend, aber der Wille zählte…

Und noch ein Schuss Kreativität

Ich habe oft festgestellt, dass eine Geschichte bei Kindern noch lange nachwirkt. Deshalb bastle ich mit ihnen auch so gerne im Anschluss an das Vorgelesene. Wir basteln dann einen Gegenstand, der in der vorangegangenen Geschichte eine wichtige Rolle gespielt hat. So wird das Gelesene noch einmal auf eine ganz andere Art erfahren. Es wird greifbar. Und ganz nebenbei lieben Kinder es, kreativ zu werden – auch wenn sie danach aussehen, als wären sie selbst ins Buch geschlüpft und hätten gemeinsam mit dem Helden viele gefährliche Abenteuer bestanden…

Nachzulesen bei:
Der Vorleseblog Ellermann